Winter

Wintergedichte! Verse, die der kalten Jahreszeit huldigen.

Piazza dei Signori & das zweitausendzweihundertsechsunddreißigste Gedicht

Auf der Piazza dei Signori in Padua

Kurzvorstellung im Winter

Ein Platz aalt sich im Sonnenstrahl
Und lichtert mich ins Freie.
Da hüpft's mich aus dem Hintertal,
Als käm ich an die Reihe.

Solch Vorstellung im Winter weilt
Zur Füllung schmalster Tanke.
Weil aller Strahl geschwind enteilt -
Verfolgt vom Seufzer: "Danke!"

Interimsschönheit & das zweitausendzweihundertsiebte Gedicht

Winterlicher Englischer Garten

Traurige Plurals

Das Verfallsdatum von Schönheit
Ist von außen nicht zu seh'n -
Und uns bleibt nur die Schlittellust
Auf längst geschmolz'nen Schneen.

Schlittelpremiere & das zweitausendeinhundertsechsundneunzigste Gedicht

Schlittelhang am Luitpoldpark

Verschmelzungen

Für irgendwen ist jeder Schnee der erste Schnee im Leben
Und den wird es naturgemäß für ihn nie wieder geben.

Und doch birgt jeder Folgeschnee die selbe Sensation
Und weckt beinahe deckungsgleich 'ne Schnee-Re-Reaktion.

Solch Technik möchte ich erlern'n (ich denke schon, ich muss)
Für's neu entfachte "Hab dich gern, du achtmillionster Kuss!"

Spätblüher & das zweitausendeinhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Späte Blütenpracht im Berliner Tiergarten

Vorbereitung auf den Winter

Wo nichts mehr fährt, kann niemand heizen
Und muss dann auch beim Gas-Geb’n geizen.
Wir werden alle bald erkalten -
So woll’ns halt die Naturgewalten!

Schilfblüte & das zweitausendeinhundertzweiundachtzigste Gedicht

Schilf am Murnauer Moos-Weg

Ripostegedicht auf "Herbsttag" (1902) von R. M. Rilke

Wintertag (2022)

Gott: ist dat kalt! Und der Frost macht bald groß.
Wir lesen schnatternd Gasstandsuhren
Und kurz hernach geht’s Winseln los.

Deck dich mit Konserven und Trockenobst ein;
Begib dich ins Loch ungemütlicher Tage,
Bedrängt von Entwertung und Weltfinanzlage -
Diese Welt voller Büsser fängt schwer an zu wein'n.

Wer jetzt sein Haus heizt, hat bald keines mehr,
Wird schrei'n: „Ej, verleiht hier wer Thermoglasscheiben!?“,
Wird Wasser schleppen, preppen, um letzlich auch 'nen Campinggaskocher aufzutreiben.
Und wird nach allem Hin und Her
Sich wundern, wo die Blackouts bleiben.

Where the World is Melting & das zweitausendfünfundvierzigste Gedicht

Eingang zur Ausstellung "Ragnar Axelsson. Where the world is melting." im Kunstfoyer der Versicherungskammer München

Piteraq (am Eismeerbeach)

Auf der Masse im Jenseits acht arktischer Staaten
Lastet achtzig Prozent aller Nacht.
Dort, wo achtsame Spalten auf Wanderer warten,
Zahlt das Unbarmherz bargeldlos Pacht.

Doch auf schmelzenden Schilden voll gleißendem Licht
Braut ein Lab, wenn's durchtränkt wird vom Eise.
Es knarzt die auf Hoffnung beharrende Schicht
Und ein Gletscherkalb geht auf die Reise.

Jeder Eisluftsturz tobt in die Beiläufigkeit,
Entgrimmt sich gewiss bis zur Tagesschauzeit,
Unerbittlich durchfährt uns belebender Frost
Und alles wird sichtbar. Und alles ist lost.

Maximilian I. Zeigefinger & das zweitausendvierte Gedicht

Das Reiterstandbild von Kurfürst Maximilian I. am Wittelsbacherplatz - Ausschnitt mit Theatinerkirche

Zum Ausbleiben der Auffrischungsimpfung (Winterferiensonne)

Sonne, du Geizhals, ist dir nicht bekannt
Wie winters dein schöner Schein streichelt dies Land,
Das finster von Unbill und Frösten gemolken?

Klar, du insistierst: "Das liegt nur an den Wolken,
Die frech vor die Huld meines Strahlspotlights wandern!"
Ja, ja, ne, is klar: Schuld sind immer die andern ...

Wintersonne & das eintausendneunhundertsechsundachtzigste Gedicht

Winterlicher Sonnenuntergang am Tegernsee

Winterliches Ausfälligwerden

Diese Kälte ist wie ein Verbrechen
Und lügt mir eisglatt ins Gesicht.
Der Frost lässt für jeden Spaß blechen
Und überall mangelt's an Licht.

Du salbaderst, solch Prüfung sei alldieweil nötig,
Den Frühling gebührend willkommen zu heißen?!
Noch so'n frommen Spruch, Arsch, und ich töt dich,
Ich kack dir den Mund zu, du Pisser - geh scheißen!

Baden im April & das eintausendsiebenhundertzweiundzwanzigste Gedicht

An der Badestelle Mittersee

Verwintert

Wieder steh / ich am See
Und betrachte, wie der Schnee-
Derwisch ohne Widerstand
Biederweiß bewischt das Land.

Wenn ich wenig See auch seh,
Widersteh ich nie der Seh-
Nsucht nach einem Bad im See.

Immer wieder, wie der Schnee.

Viererspitzenprimus & das eintausendsiebenhundertneunte Gedicht

Wiedenkätzchen vor der Viererspitze des Karwendelgebirges bei Mittenwald

Frühling in den Bergen

In den Bergen greift der Frühling glatt
Dem Winter zwischen die Beine.
Das Grün raunt: "Wie jefällt uns dat?!"
Jede Blüte postet unter #ichoderkeine

In den Bergen gleißen parallel
Das Schneeige und Kleeige -
Zwei Helligkeiten im Duell.
Schafft's heute der Noch- oder Schon-wieder-Fähige?

In den Bergen ist Frühling ein rüder Verdränger.
Der Winter weicht lästernd: "Ich kann dafür länger!"

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